Schwangerschaft in Corona-Zeiten

Zuerst allgemein: Haben schwangere Frauen ein erhöhtes Risiko an Covid-19 zu erkranken? Und welche Gefahren bestehen bei einer Erkrankung für Mutter und Baby?

Dr. Lechner: „Schwangere Frauen haben im Vergleich zu nicht-schwangeren Frauen gleichen Alters ein deutlich höheres Risiko eines schweren Covid-19-Verlauf. Ausserdem gibt es Hinweise darauf, dass Frauen, die im Frühstadium der Schwangerschaft erkranken, eine höheres Risiko für Fehlgeburten ausweisen. Tritt die Erkrankung hingegen in der Spätphase auf, steigt das Risiko einer Frühgeburt. Über Missbildungen beim Embryo gibt es noch zu wenige Studien. Gottseidank sind solche Komplikationen relativ selten.“

 

Nach den USA, dem vereinigtem Königreich und Deutschland hat nun auch das BAG die Impfung für Schwangere empfohlen. Begrüssen Sie diesen Entscheid?

„Absolut. Die Faktenlage ist diesbezüglich eindeutig: Die Vorteile der Impfung überwiegen klar, auch bei Schwangeren und Stillenden. Das geht zum Beispiel aus den Daten aus Israel hervor. Um genau die oben genannten Komplikationen bei einer Erkrankung zu verhindern, können sich nun auch Schwangere impfen lassen. Das ist erfreulich.“

 

“Man geht aber davon aus, dass die vielen Vorteile des Stillens klar überwiegen.“

 

Sollten Frauen, die bereits eine Infektion hinter sich haben, trotzdem ihre Kinder stillen?

„Diesbezüglich gibt es noch keine Studien. Man geht aber davon aus, dass die möglichen Risiken gering sing und die vielen Vorteile des Stillens klar überwiegen.“

 

Die Corona-Pandemie hat auch das Planen von medizinischen Eingriffen und Krankenhausaufenthalten erschwert. Was empfehlen Sie Frauen zu berücksichtigen, wenn der Geburtstermin näher rückt?

„Ungeimpfte Schwangere müssen in der Schweiz vor ihrem Aufenthalt im Krankenhaus einen Antigentest absolvieren. Sollte dieser positiv ausfallen, wird zusätzlich noch ein PCR-Test durchgeführt. Grundsätzlich haben Schwangere aber auch während der Pandemie eine absolute Priorität und sind medizinischen Notfällen gleichgestellt. Sollte also eine Frau entbinden und es zu einem Notkaiserschnitt kommen, steht der Operationssaal jederzeit parat. Dort werden sie dann von einem spezialisierten Entbindungsteam betreut, das alle möglichen Hygienevorschriften einhält: doppelte Handschuhe, spezielle Astronautenmasken usw. Also sind trotz der Risiken für Schwangere Krankenhausgeburten ganz klar Hausgeburten vorzuziehen.“